Beim Lesen des Titels werden Sie wahrscheinlich fragen, was das denn soll. Auf die Idee zu diesem Blogbeitrag hat mich ein Kollege gebracht. Er hat mein Theorieheft zu Band Coaching Band 2: Intonationstraining studiert und die Angaben zum reinen Intonieren mit der Tabelle, welche in Wikipedia zum Thema „Reine Stimmung“ publiziert wurde, verglichen. Dabei stellte er fest, dass unterschiedliche Werte für die reine Intonation der kleinen Septime angegeben sind. In Wikipedia steht der Wert von 1018 Cent, also +18 Cent, im Theorieheft ist der Wert 996 Cent, also -4 Cent eingetragen.
Was also stimmt denn nun?
Beide Werte sind richtig! Leider muss ich gestehen, dass die Tabellen im Theorieheft wie auch in Wikipedia nicht vollständig sind.
Die zwei verschiedenen Versionen der kleinen Septime für die reine Intonation lassen sich wie folgt erklären: Alle Intervalle der reinen Stimmung lassen sich aus der Partialtonreihe ableiten. Die Reihenfolge der Töne in dieser Tonreihe ergeben auch gleich die Schwingungsverhältnisse der betreffenden Intervalle an.
Zum Beispiel:
Der 1. und 2. Partialton liegen eine Oktave auseinander, was dem Schwingungsverhältnis von 2:1 entspricht. Zwischen dem 2. und 3. Partialton gibt es die reine Quinte mit dem Schwingungsverhältnis 3:2.
Innerhalb dieser Partialtonreihe gibt es zwei unterschiedliche kleine Septime. Die erste finden wir zwischen dem 5. und 9. Partialton. Diese hat folglich das Schwingungsverhältnis von 9:5, was dem Wert von 1018 Cent entspricht. Diese kleine Septime muss also um 18 Cent im Verhältnis zur temperiert gestimmten kleinen Septime höher intoniert werden. Die zweite kleine Septime liegt zwischen den Partialtönen 9 und 16. Das Schwingungsverhältnis dieses Intervalls wird also mit 16:9 berechnet, was 996 Cent entspricht. Gegenüber dem temperierten Intervall wird diese „enge“ kleine Septime um -4 Cent intoniert.
Im folgenden Video habe ich diese Theorie mit Noten- und Tonbeispielen ausführlich dargestellt. Vor allem aber habe ich aufgezeigt, wann die „enge“ und wann die „weite“ kleine Septime beim reinen Intonieren gewählt wird. Beim Hören der Beispiele werden Sie feststellen, dass die Unterscheidung dieser unterschiedlichen kleinen Septimen sinnvoll ist. Falls Sie finden, dass dieses reine Intonieren kompliziert ist, so kann ich das verstehen. Es lohnt sich aber, sich einerseits mit der Theorie zu befassen, besonders aber die feine Wahrnehmung des Gehörs zu schulen. Je besser es uns gelingt, dem Ziel der reinen Intonation näher zu kommen, um so mehr Freude bereitet das Musizieren allen Beteiligten.
Der Aufwand lohnt sich in jedem Fall!
Sie möchten das reine Intonieren mit Ihrem Verein trainieren?
Das ist ein lohnenswertes Ziel! Das reine Intonieren stellt hohe Ansprüche an alle Musikerinnen und Musiker. Jedes Blasinstrument hat in Sachen Intonation seine Eigenheiten. Doch mit dem entsprechenden Wissen lassen sich tonale Unreinheiten leicht ausgleichen, beispielsweise durch Hilfsgriffe, den Ansatz oder, wo vorhanden, Korrekturvorrichtungen wie Klappen. Mein Theorieheft „Intonationstraining“ vermittelt Ihnen elementare Grundlagen des reinen Intonierens und macht Sie so fit für den perfekten Klang.
Band Coaching Band 2: Intonationstraining in Theorie und Praxis!